Juleica-Ausbildung B 2017

Juleica-Ausbildung der Deutschen Ruderjugend
Teil B vom 2. bis 5. November 2017

Seit einigen Jahren sind Bernice und ich in der Jugendarbeit in unserem Ruderverein tätig und seitdem habe ich einen kleinen Wunsch: Ich möchte nach Ratzeburg fahren, um mich dort fortzubilden. Bernice war bereits einmal dort zu einem Seminar. Seitdem wurde mir von Ratzeburg, der Ruderakademie und den Seminaren dort vorgeschwärmt.

Immer hatten wir eine Ausrede, immer kam etwas dazwischen, aber nicht dieses Mal. Im letzten November haben wir es angepackt und nun möchten Bernice und ich euch von unseren vier erlebnisreichen und spannenden Tagen in Ratzeburg berichten.

Donnerstag – Ankunft und Start!

Abgeholt wurden wir am Bahnhof von Andreas König, welcher uns die vier Tage lang zusammen mit Michael Schwarz durch die Seminare und Aktivitäten begleitete.
Nach dem Abendessen ging es direkt los mit ein paar Kennenlern-Aktivitäten und es wurde gleich ins erste Seminar gestartet: „Mittendrin statt nur dabei – Was Jugendliche in Rudervereinen (nicht) zu sagen haben“ geleitet von Michael Schwarz. In diesem Seminar ging es um das Rudern + X und die Frage was die Mitglieder an ihren Verein bindet. Kernaussage war, dass nur allein die regelmäßigen Trainingstermine nicht für einen funktionierenden Verein ausreichen, sondern darüber hinaus noch etwas geboten werden muss. Aber was ist das? Diese Variable X? Das kann sehr vieles sein, von außersportlichen, gemeinschaftlichen Aktivitäten bis hin zum Fordern und Fördern der Sportler durch das Übertragen von Aufgaben und Verantwortung. Jedoch auch die Möglichkeit sich Fortbilden zu lassen, wie z. B. durch solch ein Seminar. Innerhalb dieser Gespräche haben Bernice und ich das gute Gefühl bekommen, dass wir bereits vieles in unserer Arbeit richtig machen.

Freitag – Gruppen, Wanderfahrten und die Sporthalle

Der Freitagmorgen knüpfte fast nahtlos an den Abend zuvor an, mit dem nächsten Seminar „Die Gruppe – das unbekannte Wesen“. Es ging um Gruppenentwicklungen, Teamphasen und Rollenverständnisse. Vieles daraus kannte ich auch bereits aus meinem Studium, denn egal ob in der Arbeitswelt oder im Sportverein – eine Gruppe hat die gleichen Strukturen und Probleme. Bernice und mir wurde durch das Seminar auch deutlicher, warum viele Techniken und Trainingspläne, die vorher wunderbar geklappt hatten inzwischen nicht mehr (gut) funktionieren.

Dann fand Michael einen guten Schlenker zum nächsten Thema „Alles Smombie oder was – Was du über die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wissen solltest“, bei dem uns die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen näher gebracht wurde.

Nach dem Mittagessen und einer Pause ginge es weiter mit einem Workshop zum Planen von Wanderfahrten und Freizeiten von und mit Andreas. Wir haben das Planen einer Freizeitaktivität, in diesem Fall einer Wanderfahrt, in Phasen und Aktivitäten zerlegt. Diese wurden dann untereinander aufgeteilt und so in Gruppen detailliert ausgearbeitet und mit Leben gefüllt.

Auf den Nachmittag gab es endlich etwas Bewegung. Wir gingen in die Sporthalle der Ruderakademie, welche einen wunderschönen Panoramablick auf den Ratzeburger See bietet, um dort ein paar Sportübungen und Spiele zum Erwärmen in der Sporthalle auszuprobieren und kennenzulernen. Ziemlich k. o. waren wir dann glücklich über das leckere Abendessen. Aber wie sagt man so schön? Nach dem Abendessen ist vor dem Seminar. Zwei Stunden nahm sich im Anschluss der Sportmediziner Dr. Gert Schwiethal für uns Zeit und hielt einen Vortrag zum Thema Sportverletzungen.

Samstag – Wir gestalten unser Seminar selber, PSG und sehr viel Bewegung

Hatte ich schon erwähnt, dass an diesem Wochenende für uns keine Langeweile aufkam? Nur für die notwenigsten Informationen gab es kleine Vorträge, die meisten Inhalte erarbeiteten wir uns in Gruppen, durch Aufgaben und viel Interaktion selbst. Das schöne war: Alles ohne Druck, nicht wie in der Schule. So lag die Gestaltung des Samstages fast allein in unserer Hand. Am Tag zuvor hatten wir uns in Eventgruppen aufgeteilt und die Aufgabe bekommen vier Inhalte des nächsten Tages zu gestalten. Die erste Aufgabe einer Eventgruppe war die „Morgenzeitung“. Dabei sollte die Gruppe die Ereignisse der letzten Tage auf kreative Weise zusammenfassen. Sie haben sich für eine Wiederholung in Form eines Spiels entschieden, bei dem wir Wörter erraten mussten, die etwas mit den Inhalten des gestrigen Tages zu tun hatten.

Nach diesem ersten Programmpunkt mit Eigeninitiative ging es weiter mit einem Seminar von Andreas zum Thema Geschlechterbewusste Jugendarbeit, welcher am Ende von der nächsten Eventgruppen mit einem „Kick“ abgelöst wurde. Ein „Kick“ sind kleine Spiele oder Energizer, die munter machen und angestaute Energie kompensieren sollen. Nach dem alle wieder Energie getankt hatten machte Andreas weiter mit dem Thema und ging im speziellen auf die Prävention von sexualisierter Gewalt im Sport ein. Fragen, die wir uns in diesem Rahmen stellten waren u. a.: Hat das Thema sexuelle Orientierung etwas auf dem Bootsplatz zu suchen? Wie weit dürfen Kinder und Jugendliche sich sexuell ausleben im Sportverein? Wo sind soziale, aber auch gesetzliche Grenzen? Wie können wir die Kinder schützen? Und falls uns etwas auffällt, an wen müssen wir uns dann als Betreuer wenden? Den Abschluss fanden das Seminar und das Thema mit der Unterzeichnung des Ehrenkodexes der Jugendarbeit.

Der restliche Samstag wurde von Bewegung gekennzeichnet. Als erstes machten wir einen Actionbound durch Ratzeburg und anschließend hatte sich das dritte Eventteam ein Spieletunier für uns in der Sporthalle ausgedacht. Ein Actionbound ist ähnlich dem Geocatching oder der Schnipseljagd. Wir haben uns eine App auf ein Handy geladen, welche uns von Aufgabe zu Aufgabe führte. Wir mussten Orte finden, Aufgaben erledigen und Rätsel lösen und haben nebenbei noch die ganze kleine Insel kennengelernt.

Zum Abschluss des Tages war das vierte und letzte Eventteam an der Reihe mit der „Abendglocke“. Diese Gruppe sollte sich von uns Feedback zu den Aktivitäten der nun vergangenen drei Tage einholen und dieses präsentieren. Als wäre die Zeit wie im Flug vergangen begann danach auch schon unserer letzter gemeinsamer Abend.

Sonntag – Kleine Spiele, ein letzter Austausch und der Abschied

Fang am Morgen damit an, womit du am Abend aufgehört hattest: Also mit Spielen in der Sporthalle. Bernice und mein Ruderverein hat leider keine große Sporthalle, jedoch lassen sich auch viele der Spiele mit ein wenig Kreativität auf die eigenen Bedürfnisse anpassen und wir haben dadurch viele tolle Ideen und Anregungen bekommen.

Nach einer kleinen Stärkung mit Keksen und Obst ging es wieder in den Seminarraum, wo wir uns ein letztes Mal zu unserer Jugendarbeit im Verein austauschten und gemeinsam Ideen sammelten was alles außerhalb der regulären Trainingstermine gemacht und unternommen werden kann.
Zum Abschied holte sich Andreas noch einmal Feedback von uns ein. Vor allem wurde das Essen gelobt, aber auch die Kreativität mit der das Seminar gestaltet wurde. Viele haben sich darüber gefreut, dass wir so viel Eigenständig erarbeiten konnten und immer mit eingebunden waren. Es fiel leicht Andreas und Michael bei den Seminaren zu folgen und mit Sicherheit kam keine Langeweile auf.

Sei es, ob man gerade erst anfängt im Verein, Verantwortung zu übernehmen, man schon jahrelang in der Jugendarbeit aktiv ist oder vielleicht sogar bereits eine Trainerlizenz hat – ich würde dieses Seminar jedem ans Herz legen, der gerne neue Leute kennen lernen möchte, etwas dazulernen will oder nur sein Wissen auffrischen möchte. Eine Menge kreativer Aktivitäten und Anregungen für die Jugendarbeit erwarten einen in Ratzeburg!

Sonja Friese und Bernice Buchmann, Berliner Ruder-Club Hevella

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